1955
Doch kurz danach, am 27.2.1955, stimmt die Mehrheit des Bundestages für den Beitritt der Bundesrepublik zum westlichen Bündnis.
1956
Die Regierungspolitiker gaben sich mit der konventionellen Aufrüstung der Bundeswehr nicht zufrieden. Im Frühjahr 1956 weißt Bundesverteidigungsminister Blank darauf hin, dass die deutschen Truppen mit allen Waffen ausgerüstet werden, wie sie die NATO hat und sie ein möglicher Gegner im Kriegsfall anwenden würde.
1957
Im Frühjahr 1957 erklärt Bundesverteidigungsminister Strauß, er sei der festen Auffassung, dass die atomare Aufrüstung in allen europäischen Heeren kommen werde. Der Minister wies ungeschminkt auf die Gefahren einer atomaren Kriegsführung hin und hob hervor, dass dieser apokalyptischen militärischen Zukunft sich auch die Bundeswehr anpassen müsse. "Ein Krieg wird in Europa ein Atomkrieg sein."
Als erstes Vertretungsorgan aus dem kirchlichen Bereich verabschiedet die Synode der EKD im Juni 1956 eine "Theologische Erklärung", in der sie feststellt, dass das Evangelium den Christen verwehre, die Wissenschaft "zur Herstellung von Massenvernichtungsmitteln zu missbrauchen, die durch keinen Zweck geheiligt werden können" - eine eindeutige Forderung an die Christen unter den Kernphysikern, sich an Entwicklung und Herstellung von Atomwaffen nicht zu beteiligen.
Im April 1957 bezeichnet Adenauer die taktischen Atomwaffen als "Weiterentwicklung der Artillerie". Als Reaktion darauf wird die "Erklärung der Göttinger 18" am 12.4.1957 durch den Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft Prof. Dr. Otto Hahn veröffentlicht. In ihr warnen die Atomforscher vor den begrenzbaren Folgen des Einsatzes strategischer Atomwaffen. Sie fordern deshalb die Bundesrepublik zum freiwilligen Verzicht auf Atomwaffenbesitz auf und lehnen ihre Beteiligung an Herstellung, Erprobung und Einsatz von Atomwaffen ab. Adenauers Antwort: Der ausdrückliche und freiwillige Verzicht auf den Besitz von Atomwaffen bedeute praktisch die Auflösung der NATO.
Mit der bundesweiten Kampagne "Kampf dem Atomtod" (KdA) riefen seit März 1958 SPD, DGB, einzelne Kirchenvertreter und Intellektuelle zum Widerstand gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen auf.
Daneben setzte eine Welle spontaner Protestaktionen in Form von Arbeitsniederlegungen, Schweigemärschen und Mahnwachen ein. Die KdA-Kampagne verlor aber noch im gleichen Jahr an Kraft, nachdem sie von CDU/CSU-Seite als kommunistisch und prosowjetisch attackiert wurde und SPD und DGB – bei wachsender Kommunisten-Furcht in westdeutschen Wohnstuben – um ihre Anhängerschaft fürchten mussten.
1958 legt sich die Evangelische Kirche auch auf ihr "sowohl als auch" fest, was heißt, dass die Erhaltung des Friedens auch mit Massenvernichtungsmitteln möglich sei.
Von dieser indifferenten Haltung ist die Evangelische Kirche in Deutschland bis heute nicht weggekommen. |